In Teil 1 seines Reiseberichts kam Fotograf Klaus Schwaiger in Norwegen an – und entdeckte nicht nur ein fast mystisches Land, sondern auch sehr launenhaftes Wetter. Aber nach Regen kommt bekanntlich Sonnenschein, vor allem, wenn das nächste Ziel “Lofoten” heißt.
Die erste Woche unserer Tour nach Norwegen im CaraCompact Suite MB EDITION [PEPPER] war atemberaubend. Unberührte Natur, Fjorde und wilde Küsten soweit das Auge reicht – und leider auch der ein oder andere Regentropfen. Meine Freundin Netty und ich stehen deshalb vor der Qual der Wahl: Wollen wir weiter im Süden Norwegens bleiben und dem Wetter trotzen, oder ändern wir unsere Pläne spontan und brechen viel früher zu den Lofoten auf, als ursprünglich geplant.
Ein Blick in die Wetter-App hilft uns bei der Entscheidung: Im Norden ist Sonne, hier ist Regen. Na dann, Planänderung! Zum Glück ist man in Skandinavien mit einem Wohnmobil absolut flexibel, wir müssen nichts vorbuchen, haben keine starre Route und können so spontan auf die Bedingungen reagieren. So stellt man sich Campingurlaub vor!
Wie man sich Campingurlaub auch vorstellt: Mit dem Weg als Ziel! Klar wollen wir nach Norden, aber nicht so schnell es geht, sondern so schön es geht! Dafür nehmen wir auch ein paar kleinere Umwege in Kauf und besuchen uns ein paar wirkliche Must-Sees, zum Beispiel die Atlantic Ocean Road oder das sagenhafte Marmorschloss.
Von der Atlantic Ocean Road habt ihr bestimmt schon gehört. Es ist eine gut 8 Kilometer lange Küstenstraße, die zwischen Molde und Kristiansund ein paar kleinere Inseln miteinander verbindet.
Das klingt nicht nur spannend, das sieht auch sehr beeindruckend aus! Mit ihren hohen, geschwungenen Brücken schlängelt sich die Straße über die felsigen Klippen, rings um rauscht die Brandung, die Möwen kreischen und der Wind pfeift.
Im Wohnmobil genießen wir vor allem den Blick über die Inseln, sehnen uns nach neuen Kurven und steilen Anstiegen. Das Panorama, das sich hier vor den Augen öffnet, ist wirklich sensationell – und jede Kursänderung von unseren eigentlichen Plänen wert.
Einen Tag später sind wir dann wieder etwas mehr im Landesinneren, schnüren unsere Wanderschuhe und planen einen kleinen Ausflug zum Marmorschloss. Wer jetzt an Neuschwanstein denkt, täuscht sich ein wenig: Das Marmorschloss ist eine natürliche Marmorformation – oder vielleicht besser eine begehbare Marmorskulptur – die ein wilder Bach hier in tausenden von Jahren aus dem Fels gemeißelt hat.
Nach einer kurzen Wanderung erreicht man den Bach, der so laut durch die kleine Schlucht rauscht, dass jede Unterhaltung schwer fällt. Die Farben, Formen und Kulisse, die einen hier erwarten, haben fast etwas Außerirdisches. Wären nicht die grünen Bäume und der blaue Himmel, man könnte meinen, dieses “Schloß” wäre auf einem anderen Planeten.
Unser Plan mit den Lofoten steht natürlich noch. Wir sind auf dem Weg, überqueren dabei den Polarkreis auf schroffen Höhen und übernachten an einem idyllischen See mitten in üppiger Vegetation. Die Pflicht ruft nach E-Mails und der Gaumen nach den leckeren Blaubeeren, die hier am Waldrand wachsen.
Eine kurze Fährfahrt und ein paar beeindruckende Brücken später erreichen wir dann endlich die Lofoten. Unser Ziel ist es, die Halbinsel von Süden nach Norden zu erkunden, deshalb bahnen wir uns im wendigen EDITION [PEPPER] zunächst den Weg über schmale Straßen und enge Tunnel bis zu unserem ersten Campingplatz, an dem wir ein paar Tage bleiben werden. Surfen kann man hier – und ganz prima die südlichen Regionen der Lofoten entdecken.
Die kleine Hafenstadt Reine ist unsere erste Station, hier kaufen wir ein, tanken auf und wundern uns über die vielen getrockneten Fische, die überall auf Holzstangen aufgehängt sind. Google verrät uns: Das ist Stockfisch, eine absolute Delikatesse und eines der wichtigsten Exportprodukte der Lofoten. Sieht gruselig aus – schmeckt aber tatsächlich richtig lecker. Vor allem in Fischsuppe!
Weil wir von den Fährfahrten noch nicht genug haben, verabschieden wir uns am nächsten Morgen aber schon wieder von den Lofoten – für einen Tag wenigstens – und statten der Insel Værøy einen Besuch ab. Die ist bekannt für ihre riesigen Populationen von Seeadlern und Papageientauchern. Wir machen uns also auf eine Wanderung entlang der Küste, an steilen Hängen vorbei bis zu malerischen Buchten mit wunderschönen weißen Sandstrand. Karibik oder Skandinavien? Die Grenzen verschwimmen hier!
Leider sind die Vögel an diesem Tag etwas schüchtern und zeigen sich nur selten. Umso schöner ist dafür aber das Inseldorf Værøy, das uns mit seiner wild-romantischen Architektur begeistert. Das wäre eine tolle Filmkulisse!
Im Sonnenuntergang brechen wir dann wieder auf zu den Lofoten. Eine gute Stunde dauert die Fahrt mit der Fähre. Und das Licht ist jede einzelne Minute sensationell. Vom Festland her ziehen Gewitterwolken auf, über dem offenen Meer geht die Sonne fast unter – so viel Schönheit kann ein Foto gar nicht festhalten!
Apropos Sonnenuntergang: Seit wir den Polarkreis überquert haben, geht die Sonne nicht mehr ganz unter. Die Nacht bleibt hell und ist je nach Wetter in die verschiedensten Farben getaucht. Mal eis-blau, wenn es bewölkt ist, mal flammend-rot, wenn der Himmel frei ist. Daran könnte man sich gewöhnen, würde nicht der eigene Biorhythmus ein wenig verrückt spielen.
Aber nicht nur auf den wirken sich die kurzen Nächte aus, sondern auch auf unsere Planung. Will man nämlich eine Sonnenuntergangs-Wanderung unternehmen, ist das eigentlich eine Mitternachtswanderung. Man bricht also nicht schon um 16 oder 17 Uhr auf, sondern erst um 20 oder 21 Uhr. Ganz schön ungewohnt!
Den nächsten Tag verbringen wir deshalb zunächst an unserem Campingplatz, schlafen aus, frühstücken in Ruhe und haben dann einen ganz speziellen Termin. Wir wollen surfen! Ganz genau. In Norwegen. Auf den Lofoten. Im eiskalten Wasser. Wissen wir, worauf wir uns einlassen? Nicht so ganz. Aber hey, immerhin gibt es hier Neoprenanzüge, heiße Duschen und eine Sauna mit Blick auf den Strand. Sooo schlimm kann es also gar nicht werden! Wir zwängen uns in die hautengen, dicken Neoprenanzüge, Kapuze tief im Gesicht und die Finger in gepolsterten Handschuhen.
Und dann geht es rein ins Wasser. 12 Grad sind es heute – das ist fast Wärmerekord hier oben. Einmal im Wasser, ist es aber tatsächlich halb so schlimm. So richtig spürt man die Kälte nur, wenn einen die Wellen vom Brett spülen. Weil wir beide keine Profis sind, passiert das aber leider recht häufig.
Drei Stunden später krabbeln wir erschöpft, aber glücklich wieder aus dem Wasser, wärmen uns in der Sauna auf und bereiten uns auf den Abend vor: Eine Wanderung an den Kvalvika Beach, hinein in den Sonnenuntergang!
Wie schön es da sein kann, verraten wir Dir in Teil 3 unserer Reise. Nur so viel: Norwegen wird noch viele herausragende Momente für uns bereithalten!