Leicht, leichter, SUPERLIGHT: WEINSBERG Ingenieur Hubertus Schulte-Nölke über die Faszination Leichtbau

25. Januar 2024 – Aktuelles, Fahrzeuge – 4 Min. Lesezeit

Für Camper ist es eine altbekannte Formel: Je leichter das Wohnmobil, desto mehr Gepäck und Proviant kann mitgenommen werden. Projektingenieur Hubertus Schulte-Nölke hat aus der Formel eine ganz eigene Tugend gemacht: Als einer der Entwickler hinter der WEINSBERG SUPERLIGHT-Technologie sorgt er seit Jahren dafür, dass Wohnmobile wie der CaraHome immer leichter werden. Auf der CMT präsentiert Schulte-Nölke nun erstmals ein paar der technologischen Highlights – und verrät im Messe-Interview, warum weniger tatsächlich mehr sein kann!

WEINSBERG: Hallo Hubertus, danke dass Du Dir Zeit für dieses Interview nimmst. Mit Deinen Leichtbautechnologien bist Du gerade Teil des großen Innovations-Hubs, das WEINSBERG auf der CMT präsentiert. Wie fühlt es sich an, mitten in dieser riesigen Messehalle?

Hubertus Schulte-Nölke: Vielen Dank für diese Gelegenheit. Gewicht und Caravaning, das ist natürlich immer ein spannendes Thema. Und genau das merken wir auch im Innovation-Hub. Wir haben ein paar unserer innovativen Werkstoffe dabei und können damit gut erklären, wie wir es schaffen, Gewicht zu sparen ohne Stabilität einzubüßen. Das kommt gut an und ich freue mich sehr über die Aufmerksamkeit, die dieses Thema auch verdient.

WEINSBERG: Ich bin mir sicher, dass Du uns das gleich ganz genau erklären wirst. Kommen wir aber noch kurz zu Deiner Person. Darf ich um eine kleine Vorstellung bitten?

Hubertus: Na klar! Mein Name ist Hubertus Schulte-Nölke, ich bin 35 Jahre alt und seit 9 Jahren bei WEINSBERG. Meine Schwerpunkte als Entwicklungsingenieur liegen bei den Werkstoffen und deren Bearbeitungsprozessen. Als ausgebildeter Schreiner und studierter Holztechnikingenieur beschäftige ich mich quasi seit meiner Jugend mit dem Thema Holzbe- und Verarbeitung. Bei WEINSBERG konnte ich meine Leidenschaft endgültig zu meiner Profession machen.

WEINSBERG: Was macht das Thema “Leichtbau” für Dich so speziell?

Hubertus: Ich bin selbst passionierter Camper. Da wird mir natürlich immer wieder bewusst, wie wichtig das Gewicht ist, wenn man unter den magischen 3,5 Tonnen bleiben möchte. Schon alleine deshalb reizt es mich, bei unseren Fahrzeugen ein paar Kilo einzusparen. Vor allem bei großen Modellen, wie dem CaraHome, macht sich das mehr als bezahlt: Wir ermöglichen mit der SUPERLIGHT-Technologie sage und schreibe bis zu 30 Prozent mehr Zuladung! Aber das ist natürlich längst nicht alles. Leichtbau ist ein unglaublich spannendes Forschungsfeld, bei dem modernste Fertigungsverfahren mit nachhaltigen Rohstoffen kombiniert werden.

WEINSBERG: Das klingt nach einem sehr kreativen Prozess!

Hubertus: Absolut. Wir sind ständig auf der Suche nach neuen Ideen und kooperieren mit Hochschulen und Industriepartner, um neue, externe Impulse aufnehmen zu können. Dabei geht es aber nicht nur um Materialien, sondern auch um die Vertiefung von Know-how. Wir entwickeln eigene Prüfstände und erstellen zusammen mit dem igeL (Interessensgemeinschaft Leichtbau e.V.) Richtlinien für die Be- und Verarbeitung von Leichtbaumaterialien.

WEINSBERG: Was unterscheidet ein Leichtbaumaterial von konventionellen Werkstoffen?

Hubertus: Bei uns geht es vor allem um den Möbelbau, also um Holzwerkstoffplatten. Da gibt es gewöhnlich die einfache Faustregel: Je dicker, desto stabiler – aber natürlich auch desto schwerer. Für Leichtbauplatten gilt das zwar im Grunde auch, allerdings mit einem ganz wesentlichen Unterschied: Ein Großteil der Platte besteht aus Luft, wodurch wir viel Material und Gewicht sparen können, ohne Stabilität einzubüßen.

WEINSBERG: Wie funktioniert das?

Hubertus: Wir sprechen hier von der sogenannten Sandwich-Bauweise. Das heißt: Zwei sehr dünne Holzplatten bilden die Ober- und Unterseite der Leichtbauplatte. Dazwischen befindet sich eine Wabenstruktur, die beide Seiten auf Abstand hält und größtenteils aus Luft besteht. Sie verleiht der Konstruktion ihre Stabilität. In den Waben befindet sich, wie bereits erwähnt, Luft – und die wiegt bekanntlich so gut wie nichts. Je weiter wir die beiden Sandwich-Deckel auseinander bringen, desto dicker und stabiler wird die Leichtbauplatte, ohne wesentlich mehr Gewicht auf die Waage zu bringen. Das machen wir uns vor allem beim Möbelbau zu nutzen, da die größten Belastungen in den Decklagen aufgenommen werden.

WEINSBERG: Welche Herausforderungen gilt es dabei zu meistern?

Hubertus: Die größte Schwierigkeit im Umgang mit Leichtbauplatten ist die Frage: Wie hält eine Schraube im Hohlraum. Das kennst Du bestimmt von zuhause, wenn Du in eine Gipskartonplatte bohrst: Um die Schraube zu fixieren, brauchst Du einen speziellen Dübel. Und genauso so ist es bei uns auch. Die Dübel, die wir verwenden, sind sogenannte Kaltschmelzdübel. Sie werden in das Bohrloch eingeführt und dann per Ultraschall und Reibung geschmolzen. Der Kunststoff dringt dann tief in die Hohlräume und Fasern der Platte ein und wird beim Aushärten hochfest und extrem belastbar. Auf der Messe demonstrieren wir das mit Hilfe von Gewichten, die an einer Schraube hängen. Für die Praxis testen wir die Ausrissfestigkeit und Stabilität dynamisch auf einer Teststrecke – und die hat es in sich: Wenn die Verbindungen dort halten, halten sie im Normalfall auch allen Belastungen Stand, denen ein Fahrzeug während seiner Lebensdauer ausgesetzt ist. (lacht)

WEINSBERG: Wohin geht der Leichtbau-Weg in Zukunft?

Hubertus: Wir versuchen immer, neue Ideen und Impulse einzubringen. Wir waren der erste Caravaning-Hersteller im igeL. Heute gehören wir dort zu den größten Innovatoren, weil wir den Möbelbau so massiv vorantreiben. Für uns steht aber bei allen Entwicklungen immer eines im Mittelpunkt: Der Kundennutzen. Wir möchten Lösungen finden und entwickeln, die mehr Komfort für Reisende bringen. Gleichzeitig ist unser Ziel, durch moderne Fertigungsverfahren und Materialeinsparungen nachhaltiger zu werden, Rohstoffe zu sparen und schneller produzieren zu können. Das wäre ein Win-Win für alle Beteiligten!

WEINSBERG: Das ist ein eigentlich schon ein schöner Schlusssatz. Weil es auf der CMT aber so viele spannende Modelle zu sehen gab, interessiert uns aber noch eines: Welcher WEINSBERG ist dein aktueller Favorit?

Hubertus: Da fällt mir die Antwort leicht: Als Tüftler habe ich mein erstes Reisemobil natürlich selbst ausgebaut. Das war ein tolles Freiheitsgefühl. Jetzt habe ich eine kleine Familie und lege Wert auf Funktionalität und Komfort. Der CaraLife verbindet diese beiden Welten für mich perfekt. Er liefert mir vollen Campingkomfort, ohne dass ich eine Schraube selbst reindrehen muss und vermittelt trotzdem echtes VanLife-Feeling. Für mich gerade der ideale Camper-Van!

WEINSBERG: Vielen Dank für das Gespräch und noch viel Spaß auf dem Innovation-Hub!