Traumroute: Unser Roadtrip durch Norwegen #2

14. Dezember 2016 – Reiseziele – 7 Min. Lesezeit
weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-keyvisual

Norwegen, unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2016. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs CaraLoft, das mit seiner ein Pärchen starken Besatzung drei Wochen unterwegs ist, um neue Welten zu erforschen, neues Leben und neue Zivilisationen. Viele tausend Kilometer von Deutschland entfernt, dringt der CaraLoft in Galaxien vor, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. 

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh-201609180013
Mystical Mountains: Wir verlassen das Bergland in Richtung Küste.

Naja, jedenfalls fast. Und damit herzlich willkommen zum zweiten Teil unseres Roadtrips durch eine der schönsten Landschaften der Welt.

Tag 8: To Lofoten and beyond!

Nachdem wir in Etappe 1 schon einige Kilometer durch teilweise fast außerirdisch wirkende Landschaften hinter uns gebracht haben, heißt es in den nächsten Tagen noch einmal: fahren, fahren, fahren. Denn vom Ziel unserer Reise, den Lofoten im Norden Norwegens, sind wir noch ein ganz schönes Stück entfernt. 1200 Kilometer, um genau zu sein.

Aber natürlich nehmen wir uns auch wieder die Freiheit, die Sehenswürdigkeiten und Highlights um uns herum zu bestaunen. Und davon gibt es viele, wie etwa die hübsche Küstenstadt Ålesund, die wir vormittags bei strahlendem Sonnenschein erreichen.

Wie im Bilderbuch schmiegen sich die bunten Häuser der Stadt an den schmalen Küstenstreifen und die gegenüberliegenden Inseln. Es sieht aus, als würden die Berge hier direkt ins Meer fließen – und irgendwo haben die Stadtgründer vor 500 Jahren noch ein bisschen Platz für einen Hafen und ein paar Hütten gefunden. Ringsherum: Blaues Wasser, grüne Hügel und im Sonnenlicht glänzende Schiffe.

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh_201609120022
Ålesund vom Aussichtspunkt aus: Meer, Schiffe und Stadt glänzen in der Sonne.

Gerne würden wir uns die Stadt noch ein bisschen genauer ansehen, aber wir müssen weiter. Der Zeitplan – ihr wisst schon. Zum Glück können wir uns unsere Routen selbst aussuchen, unabhängig von Hotels und Autobahnen. Und so beschließen wir, auf dem Weg nach Norden so gut es geht am Meer zu bleiben. Die Atlantic Ocean Road – eine der schönsten Küstenstraßen der Welt – liegt uns zu Füßen!

Inselhopping vom Feinsten: Die Fahrt über die tausend kleinen Brücken und Inseln ist ein echtes Highlight. Wer gerade nicht am Steuer sitzt, klebt mit seinem Gesicht förmlich an der Scheibe. Draußen branden meterhohe Wellen an die Klippen, während sich Angler um die besten Plätze am Straßenrand drängeln.

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh-201609120015
Ausblick: Hier entlang führt die Atlantic Ocean Road.

Hätten wir uns nicht eisern vorgenommen, so wenige Unterbrechungen wie nur irgend möglich zu machen, wir würden auch hier wieder alle paar Kilometer stehen bleiben. Erst am späten Nachmittag legen wir einen Zwischenstopp ein. Draußen beginnt es langsam zu dämmern, und so entschließen wir uns spontan, unsere Campingstühle aufzubauen und den Sonnenuntergang zu genießen. Es ist wieder einer dieser Momente, die mich am Camping so begeistern: Wir sind draußen in der Natur, wir sind unsere eigenen Chefs und wir können unsere Ideen einfach so umsetzen. So sitzen wir ein paar Minuten später auf einem kleinen Hügel am Strand, hören das Meer rauschen und blicken in die immer röter werdende Sonne. Ein Moment, der nur uns gehört. Freiheit! Reiseherz, was willst du mehr?

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh_201609120097
Gemütlich: Schnell die Campingstühle ausgepackt und den Sonnenuntergang genießen.

Tag 9: A roadtrip is a roadtrip is a roadtrip

Neuer Tag, neue Wege. Heute wird uns klar, wie groß Norwegen eigentlich ist. Oder besser: wie langgezogen! Denn obwohl wir gestern schon viel gefahren sind, sind wir immer noch hunderte Kilometer von unserem nächsten Ziel entfernt. Deswegen habe ich heute leider kein Foto für Euch – auch wenn es natürlich wieder unzählige Gelegenheiten gegeben hätte, welche zu machen.

Tag 10: Hit the Spot

Nachdem wir den gestrigen Tag komplett „auf Achse“ waren, freue ich mich heute ganz besonders auf einen echten Meilenstein unseres Roadtrips: Nur eine kurze morgendliche Fährfahrt trennt uns noch, dann werden wir endlich den Polarkreis erreichen! Das Wetter spielt passend mit. Es ist grau, nass und kalt. Die Luftfeuchtigkeit ist auf der Fähre so hoch, dass sie meine Kleidung durchnässt, obwohl es gar nicht regnet. Beeindruckend, wie ungemütlich Europa sein kann, wenn man sich ein paar tausend Kilometer aus seiner Komfortzone bewegt.

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh-201609140020
Ungemütlich: An Deck der Fähre muss man Wind und Feuchtigkeit trotzen.

Zum Glück herrschen in unserem CaraLoft deutlich angenehmere klimatische Bedingungen, während wir wieder von Bord rollen. Wenig später passieren wir den magischen Punkt endloser Tage im Sommer und dauerfinsterer Nächte im Winter. Ich denke an meinen Globus, und an die kreisrunde Linie, die über die Nordspitze Europas und die restliche Erde läuft – und dass ich gerade jetzt, genau hier auf ihr stehe. Ein phantastisches Gefühl, fast wie auf dem Äquator!

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh_201609140053
Sehenswert: Das Arctic Circle Center liegt direkt auf dem Polarkreis.

Ein paar Kilometer weiter nördlich klart das trübe Wetter langsam auf, und die herbstliche Landschaft erstrahlt in voller Pracht. So intensive Farben habe ich noch nie zuvor in meinem Leben gesehen. Goldgelb gefärbte Blätter, die in der Sonne glänzen, saftige grüne Wiesen und der strahlend blaue Himmel, der zwischen den Wolken durchbricht: allein dafür haben sich die langen Fahrten der letzten Tage mehr als gelohnt.

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh-201609150002
Farbenpracht: Die üppige Vegetation ist schon in bester Herbststimmung.

Dank des klaren Himmels dürfen wir in der Nacht ein weiteres Highlight erleben: unsere ersten Nordlichter! Meine Eltern hatten uns von den Nordlichtern in Irland erzählt und davon, wie unberechenbar ihr Auftreten war. Ich habe mich also jede Nacht darauf vorbereitet – und heute ist es endlich soweit. In einer fantastischen Choreographie tänzeln die Lichter vor uns am Horizont und verwandeln den dunklen Nachthimmel in ein strahlendes Meer aus Grüntönen. Spielerisch. Rhythmisch. Leichtfüßig. Ein magischer Moment, den man mit der Kamera gar nicht einfangen kann. Zeigen möchte ich ihn Euch dennoch – am besten aber, ihr seht es Euch selbst mal mit eigenen Augen an. Es ist wirklich unbeschreiblich schön!

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh_201609150027-2
Umwerfend: Die Nordlichter sorgen für einen unvergesslichen Anblick.

Tag 11: Hello Lofo!

Nach dieser wundervollen Nacht wartet heute schon das nächste Highlight auf uns: Noch einmal geht es auf die Fähre, noch einmal lassen wir das Festland hinter uns. Vor uns liegen die Inseln der Lofoten in der strahlenden Mittagssonne. Hier werden wir die nächsten Tage verbringen und mit unserem CaraLoft all die versteckten Schönheiten erkunden, die diese einzigartige Inselgruppe für uns bereit hält. Die Vorfreude ist riesig!
Wenig später setzen wir zum ersten Mal Fuß auf die Hauptinseln Austvågøya – und sind sofort wie verschlungen von der einzigartigen Landschaft und dem ganz speziellen Licht, die uns hier empfangen. Wohin wir unsere Augen auch schweifen lassen, um uns erschließt sich eine Naturwelt, die man gesehen haben muss!

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh-201609150094
Strahlend schön: Ein Spaziergang durch die wundervolle Landschaft der Lofoten.

Wir können unsere Beine nicht stillhalten und beschließen, angetrieben von den überwältigenden Eindrücken, auf einen der zahllosen Berge um Henningsvaer zu wandern, um den Sonnenuntergang von hoch oben zu erleben – ein Rennen gegen die Zeit, denn wir haben die Höhe des Berges ganz schön unterschätzt.

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh-201609150212
Unfassbar: Zahllose Inseln und Klippen, so weit das Auge reicht.

Gerade noch rechtzeitig erreichen wir den Gipfel. Vor uns versinkt die Sonne blutrot im bergigen Horizont, während sich hunderte Meter tiefer die Wassermassen von den Gezeiten getrieben zwischen den Inseln hindurch pressen. Für ein paar Minuten stehen wir Arm in Arm und genießen das sensationelle Naturschauspiel, den salzigen Wind in den Haaren, die letzten warmen Sonnenstrahlen in den Augen. Ein Moment, den wir nie mehr vergessen werden.

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh-201609150260
Romantisch: Die Sonne versinkt hinter einer felsigen Hügelkette.

Tag 12: Take me to the beach

Nachdem wir gestern die Insel zu Fuß erkundet haben, geht es heute im CaraLoft weiter. Unsere Ziele sind die herrlichen Sandstrände und Buchten, von denen wir gelesen haben. Und tatsächlich: Nur ein paar Kilometer von uns entfernt finden wir Strände, die uns an die Karibik erinnern. Türkisblaues Wasser, feiner heller Sand und saftig grünes Dünengras entführen uns in eine Landschaft, die wir 5.000 Kilometer weiter südlich vermutet hätten. Dazu strahlender Sonnenschein und milde Temperaturen um die 18 Grad – wenn das nicht die idealen Voraussetzungen für einen echten Strandtag sind!

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh-201609160185
Californication: Traumhafte Strände – und das nördlich des Polarkreises.

Also, Sonnenbrille auf, Ärmel hoch und Sonne tanken. Norwegen kann auch Strandurlaub – das hätte ich tatsächlich nie gedacht! Und das Beste ist: Die meisten Strände kann man direkt mit dem Wohnmobil erreichen, preiswerte Stellplätze inklusive.

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh-201609160319
Nah dran: Zu den meisten Stränden geht es ganz legal auch mit dem Wohnmobil.

Nachdem unsere Nacht auf dem Preikestolen vor einer Woche ein so tolles Erlebnis war, beschließen wir am Nachmittag, noch einmal mit Zelt und Isomatte aufzubrechen. Ziel unserer Wanderung ist ein Felsplateau, das über einer komplett von Bergen eingeschlossenen Bucht thront.

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh-201609170094
Mobil: Nur mit Rucksack, Zelt und Isomatte machen wir uns auf den Weg.

Über einen steinigen Bergpass erreichen wir kurz vor Sonnenuntergang unser Ziel: Einen kleinen Gipfel, dessen flache Felsen wie eine Klippe über den hunderte Meter tiefer liegenden Strand ragen. Die Aussicht ist sensationell: Unter uns liegt die komplett abgeschiedene Bucht, zu der nur ein schmaler Bergpass führt. Wir hören die Brandung, die gegen Felsen und den Strand ankämpft und Möwen, die gegen den Wind anschreien. Kein Motorbrummen, keine anderen Menschen. Es ist, als würde die Insel uns alleine gehören, wunderschöner Sonnenuntergang und konstante Sturmböen inklusive.

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh-201609160214
Mutig: Für diesen traumhaften Ausblick braucht es ein bisschen Mut und Schwindelfreiheit.

In dieser wild-romantischen Kulisse schlagen wir unser Zelt auf, bevor wir die letzten Sonnenstrahlen in uns aufsaugen. Ich habe schon an vielen schönen Plätzen auf dieser Welt übernachtet, aber hier ist es wirklich so fantastisch, dass ich mich fast nicht sattsehen kann.

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh-201609170478
Einzigartig: Die untergehende Sonne taucht die Landschaft in ein ganz besonderes Licht.

Und nachdem die Sonne hinter dem Horizont verschwunden ist, dürfen wir zum zweiten Mal die Nordlichter am Himmel tanzen sehen. Wunderschön und absolut unvergesslich – trotzdem die Nacht kurz und dank konstanter Sturmböen etwas ungemütlich war.

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh-201609160150
Glücklich: Schon zum zweiten Mal dürfen wir in einer sternklaren Nacht die Nordlichter sehen.

Tag 13: Take me to the beach – Part II

Was kann es schöneres geben, als sich von den ersten Sonnenstrahlen wecken zu lassen? Es ist noch früh am Morgen, schnell packen wir unsere Sachen und machen uns auf den Weg hinab in die kleine, einsame Bucht. Die frischen Temperaturen machen uns zügig munter und lassen unsere Schritte schneller werden. So erreichen wir nach kurzer Zeit den Strand. Kilometerlang liegt er vor uns, menschenleer, ganz für uns alleine. Von rechts brandet das strahlend blaue Meer an unsere Füße, während wir gemeinsam jeden Schritt genießen.

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh-201609170631
Abgeschieden: Ein kilometerlanger Strand nur für uns allein.

Weiter vorne finden wir ein paar kleine Felsen, auf denen wir uns unser Frühstück schmecken lassen. Es ist schon komisch: Wir haben die Nacht an einem der schönsten Flecken Erde verbracht, die ich je gesehen habe. Und noch immer sind wir ganz allein. Kein Massentourismus, kein Müll, keine Hotels – so etwas findet man nur, wenn man die bekannten Wege einmal hinter sich lässt. Dafür ist ein Reisemobil natürlich genau das Richtige.

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh_201609170661
Genüsslich: Unsere „Frühstücksterrasse“ mit Luxusausblick.

Ein paar Stunden später sind wir wieder auf der Straße, vor uns liegt die romantische kleine Fischerstadt Reina, mit ihren pittoresken Hütten und Booten. Hier, wo einst schon die Wikinger ihre Dörfer hatten, scheint die Zeit still zu stehen: keine Hektik, kein Trubel. So ruhig, wie das Meer die Fischerboote wiegt, so ruhig scheint der Alltag hier zu sein.

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh_201609170648
Idyllisch: Die kleine Fischer- und Hafenstadt Reina.

Weil es hier so schön gemütlich ist, machen wir uns auf die Suche nach einem guten Stellplatz, auf dem wir die Nacht verbringen können. Nur ein paar Kilometer später werden wir fündig. Wieder kostet das Abstellen günstige 5 Euro. Bei diesen Preisen (und der Qualität und Lage der Stellplätze!) muss man wirklich nicht wild campen.

Schöner Zufall: Nachdem wir die letzten Tage ganz alleine verbracht haben, treffen wir am Strand (gleich ums Eck unseres Stellplatzes) eine kleine Reisegruppe aus Dänemark. Vier junge, reisebegeisterte Leute, die schon fleißig dabei sind, ein Lagerfeuer zu machen – das ist genau unser Ding.

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-thh_h_20160918_0198
Spontan: Lagerfeuer am Strand mit neuen Freunden.

Wir werden freundlich aufgenommen, und verbringen den Abend mit Fachsimpelei: über Norwegen, und was es noch zu entdecken gibt, über die leckeren Konserven, die im Feuer garen – und natürlich über den CaraLoft, der schon auf den ersten Blick mächtig Eindruck gemacht hat. Es ist schon längst finster, als wir uns auf die bequemen Matratzen im Reisemobil legen und sofort einschlafen – kein Wunder, nach so erlebnisreichen Tagen.

Tag 14: Let’s go North

Nach einer langen Nacht und einem ausgiebigen Frühstück mit unseren dänischen Reisekollegen beginnt unser Tag heute später als sonst. Gute Laune haben wir trotzdem, denn am Lagerfeuer gab es noch ein paar spannende Geheimtipps für die nördlichen Lofoten und die Region um Andenes. Für uns heißt das: Motor starten und losfahren, einmal die volle Länge der Lofoten hoch Richtung Vesterålen. Dort warten noch ein paar beeindruckende Naturschauspiele auf uns. Davon aber mehr in Teil 3 unseres Roadtrips durch Norwegen. Vor uns liegen jetzt erstmal 350 Kilometer feinste Küstenstraße.

weinsberg-blog-norwegen-davidherzig-etappe02-dh-201609180006
Abenteuerhungrig: Wir fahren weiter – zu neuen Abenteuern in Teil 3 unseres Roadtrips.

(Alle Bilder © David Herzig. Mehr Bilder von David findet Ihr auf Instagram)